| Kirche und Gesellschaft
Gemeinsam aktiv werden

Klimaschutz in Kirchengemeinden

Beim Klimaschutz bewegt sich viel in der Diözese. Was wurde bereits umgesetzt, was ist noch konkret geplant auf dem Weg zu einer schöpfungsgerechten Kirche?

Um diese und weitere Fragen ging es am 28. Januar 2023 bei der Veranstaltung „Aktiv für Klimaschutz in Gemeinden und Diözesen“, die vom Diözesanratsausschuss „Nachhaltige Entwicklung“ initiiert und gemeinsam mit den Umweltverantwortlichen in der Diözese und der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart umgesetzt wurde.

Im Interview erklärt Josef Denzel, Mitinitiator und Mitglied im Ausschuss, wie die Idee dazu entstand und was damit erreicht werden sollte.

Herr Denzel, der Impuls zu der Veranstaltung kam aus dem Diözesanratsausschuss „Nachhaltige Entwicklung“. Wie kam’s dazu und was war das Ziel?

Die Idee entstand nach einer Podiumsdiskussion während des Katholikentags im Mai 2022 in Stuttgart. Dabei wurde schnell klar: Zum Thema Nachhaltigkeit müssen weitere Veranstaltungen folgen. Informationen müssen in die Breite getragen, Menschen, die sich für das Thema interessieren, miteinander in Kontakt gebracht und vernetzt werden. Unser Ziel war es, einerseits über die Themen und die Programme, die in der Diözese bereits abrufbar sind, zu informieren. Andererseits wollten wir aber auch erfahren, wo die Gemeinden aktuell bei ihren Plänen bzw. deren Umsetzung stehen. Was läuft gut? Wo klemmt’s? Wo brauchen die einzelnen Gemeinden noch Unterstützung, und wo muss in Richtung Öffentlichkeitsarbeit und Information noch etwas getan werden?

Wie lief das konkret ab?

Um möglichst viele Menschen zu erreichen, fand die Veranstaltung online statt. Nach einem ausführlichen Informationsteil mit Impulsreferaten folgte der intensive Austausch der insgesamt 40 Teilnehmenden in fünf Kleingruppen. In diesen kleineren Gruppen wurden Probleme, Erfahrungen, Erwartungen und mögliche Lösungsansätze offen und ausführlich diskutiert. Im Anschluss wurden die bereits online dokumentierten Ergebnisse der einzelnen Gruppen nochmals für alle sichtbar zusammengefasst. Das war sehr spannend, da die Teilnehmenden aus den unterschiedlichsten Bereichen kamen und unterschiedliche Erfahrungen mitbrachten – die Mehrheit kam aus Kirchengemeinderäten, einige aus dem Bereich Verwaltungszentrum oder Kirchenpflege.

Zu welchen Ergebnissen kamen die Teilnehmenden?

Die Größe der Kleingruppen war ideal, um Themen intensiv zu besprechen und zu diskutieren. So konnten wir gemeinsam erste Schwerpunkte und Handlungsbedarfe identifizieren. Schwerpunkte sind unter anderem: Die Menschen vor Ort brauchen Informationen und konkrete Beratung. Die Schwierigkeit besteht jedoch darin, dass die von der Diözese eingesetzten Energieberater – zwecks Heizungs- bzw. Gebäudeoptimierung usw. – für die Zahl der Objekte in der Diözese als zu wenig empfunden werden. Bei 300 Vor-Ort-Besichtigungen pro Jahr und insgesamt über 5000 Objekten in der Diözese ist die Warteliste lang.Es kann Jahre dauern, bis eine Kirchengemeinde an der Reihe ist. Hier müssen wir uns auch selbst helfen und insbesondere beim großen Thema „Heizungen“ rasch handeln. Veraltete Heizungen sind  zusammen mit Strombezug aus nicht regenerativen Quellen die dominanten Klimatreiber, die es intensiv anzugehen gilt. Teilnehmende berichteten von erfolgreichen Eigeninitiativen bis hin zu einer Bachelorarbeit zur Erstellung eines Energie- und Heizungskonzeptes (KG in Künzelsau).

Was bedeutet das für Ihre Arbeit im Ausschuss?

In der nächsten Sitzung werden wir alle Ergebnisse sichten, Rückmeldungen und Erwartungen sorgfältig prüfen, Schwerpunkte und Dringlichkeiten festlegen und dann intensiv beraten, wie wir weiter vorgehen. Das DRS-Ziel „Klimaneutralität bis 2040“ ist sehr ambitioniert und kann nur erreicht werden, wenn zeitnah mit den Maßnahmen begonnen wird. Jeder noch so kleine Schritt ist wichtig auf dem Weg zur Klimaneutralität. Aus den Erfahrungen anderer zu lernen und sich gegenseitig zu unterstützen, ist nicht nur hilfreich, sondern auch sinnvoll. Ein Beispiel, wie das funktionieren kann: In der Kleingruppe, die ich moderiert habe, war auch ein Energieberater. Dieser wurde direkt von einem anderen Teilnehmenden in die nächste Gemeinderatssitzung eingeladen, um dort über Möglichkeiten und Maßnahmen bezüglich Energiekosten und Senkung der CO2-Emissionen zu berichten. Eben dafür war diese Veranstaltung auch gedacht: Erfahrungsaustausch und Vernetzung untereinander. Nicht warten, bis die Unterstützung von Rottenburg kommt, sondern selbst aktiv werden. Möglichkeiten, die sich bieten, nutzen, um erste Schritte in die richtige Richtung zu gehen. Das Ergebnis der Umfrage am Ende der Digital-Veranstaltung bestätigte unsere Ziele im Ausschuss:  90% der Teilnehmenden bewerteten sowohl „die Veranstaltung insgesamt“ als auch die „inhaltlichen Impulse“ mit sehr gut oder gut. 83% fanden das digitale Format angemessen, nur 7% hätten eine Präsenzveranstaltung bevorzugt. Wir werden also diesen Weg so weitergehen.   

Was wünschen Sie sich persönlich als Ergebnis aus der Veranstaltung?

Möglichst zeitnahe Erfolgsberichte über Konzepte und Lösungen, die Nachahmer finden. Auch wir als Glieder der Kirche müssen hier unseren je eigenen Beitrag leisten. Denn jeder spürt, die Schöpfung ist gebeutelt, das Bewusstsein „so geht’s nicht weiter“ nimmt zu. Wichtig ist, es muss vor Ort, in den Kirchengemeinden oder Seelsorgeeinheiten sowie auf Dekanatsebene, Kümmerer geben, deren Aufgabe darin besteht, das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz voranzubringen und die Menschen vor Ort zu informieren, zu beraten und zu motivieren. Es gilt, die Menschen abzuholen und zu unterstützen, dann können wir gut voranschreiten. Hoffentlich sogar schneller, als es die Gesellschaft in der Breite schafft, damit wir Vorbild bleiben. Menschen sind mit Programmen wie „Klimaneutralität bis 2040“ aufgrund deren Dimension und Komplexität leicht überfordert, sie wollen praktische Umsetzungen, die vor Ort funktionieren, einen möglichst großen Strauß an guten Umsetzungsbeispielen oder Leuchtturmprojekte, die Lust auf Nachahmung machen, um dieses wichtige Thema erfolgreich in die Zukunft zu führen. Mit dieser ersten Veranstaltung unseres Teams wurde dazu ein guter Schritt nach vorne gemacht, weitere werden folgen.

Weitere Informationen zum Thema Klimaschutz, grüne Bauordnung und Förderprogramme der Diözese finden Sie hier