| Kunst
Aschermittwoch der Künstler:innen

In neuem Gewand

„Das Leben – als Traum“ stand als Motto über dem diesjährigen Aschermittwoch der Künstler:innen, zu dem erstmals seit über zwanzig Jahren nicht der Diözesanbischof eingeladen hatte.

Von Ilonka Czerny

Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler: Seit über zwei Jahrzehnten hatte Bischof Dr. Gebhard Fürst immer dazu eingeladen. Nun ist er in Pension; einen Nachfolger hat die Diözese Rottenburg-Stuttgart noch nicht bekommen, und deshalb standen dieses Jahr zum ersten Mal die Unterschriften von zwei kirchlich Ungeweihten auf der Einladung: von Akademie-Direktorin Dr. Verena Wodtke-Werner und von Martin R. Handschuh, dem Rektor der Freien Kunstschule Stuttgart. Auch diese Kooperation zwischen Akademie und FKS war eine Premiere. Sie folgte der Idee, den Aschermittwoch etwas aufzulockern. Dazu diente auch die freiere Anordnung von Sitzgruppen, um eine bessere Kommunikation zu ermöglichen. Diese Neuerungen wurden von Teilnehmenden insgesamt sehr positiv aufgenommen.

Der von der FKS ausgelobte Kunstpreis zum Aschermittwoch wurde an diesem Tag feierlich verliehen. Zuvor führte Dr. Michael Kessler vom FKS-Institut für Ästhetik, Kunst und Religion – interkulturell ins Thema ein. Sein Vortrag trug wie der Wettbewerb selber den Titel „Das Leben – als Traum“. Angelehnt war die Idee an Zeilen aus William Shakespeares „Sturm“; sie sollten den Studierenden einen Impuls für ihre künstlerischen Arbeiten verleihen:

We are such stuff / As dreams are made on, / and our little life Is rounded with a sleep.            

Wir sind solcher Stoff wie [der], / aus welchem Träume gemacht sind,  / und unser kleines Leben wird von Schlaf umgeben.

Versiert erklärte Kessler die Shakespeare’schen Strophen – passend zur Aschermittwochs-Thematik, die im Gottesdienst zuvor liturgisch pointiert worden war – als „philosophisch-poetisches Memento mori“. Weiter führte Kessler aus: „Die Formel nach Gen 3,19 ist bekannt: Memento homo quia pulvis es et in pulverem reverteris – Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst.“ Ihre neutestamentliche Formulierung nach Mk 1,15 „eröffnet die österliche Bußzeit, die früher Fastenzeit hieß und heute beginnt: Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium“. Die Eucharistiefeier zum Aschermittwoch hielt Pfarrer a. D. Paul Magino, 1. Vorsitzender des Diözesanen Kunstvereins, der dem erkälteten Weihbischof Schneider seine Stimme lieh.

Einer der Höhepunkte war sicherlich die von Rektor Handschuh vorgenommene Preisverleihung an die jungen Studierenden der FKS. Den mit 1000 Euro dotierten 1. Platz belegte Louise Griesinger-Talles für die Radierung „Lebtöse“, der 2. Preis (500 Euro) ging an Jona Link für das Acrylbild „Schlucht“; den 3. Preis und 300 Euro erhielt Noah Bartruff für die Mischtechnik „Ohne Titel“. Einen Kunstpreis zum Aschermittwoch zu verleihen – 2024 zum sechsten Mal – sieht Handschuh „ganz in Geist und Werk des Gründers der Freien Kunstschule Stuttgart, Adolf Hölzel,“ begründet: „Der Kunstpreis zum Aschermittwoch will Anstoß sein für einen kunsttheoretisch-ästhetischen Diskurs; als notwendig versteht sich dieser für künstlerisches Schaffen samt dessen Reflexion, historischer Bildung und persönlicher Orientierung. Offenheit für unterschiedliche Annäherungen und Positionierungen, bildnerische Mittel und Ausdrucksformen an das gestellte Thema verstehen sich als selbstverständlich.“

Aus Anlass des Kunstpreises zum Aschermittwoch wurde auch die Öffentlichkeit eingeladen, sich an der Bestimmung eines Publikumspreises zu beteiligen. Wer beim Aschermittwoch anwesend war, konnte dort auch bereits für sein Lieblingswerk votieren. Weitere Stimmabgaben für diesen Preis werden noch bis zum 30. Juni möglich sein. Am Tag danach, bei der Finissage, wird dann auch der Publikumspreis feierlich an die Gewinnerin oder den Gewinner übergeben.

Machen Sie mit! Kommen Sie im Tagungszentrum Hohenheim vorbei und bestimmen Sie Ihr Lieblingswerk!

 

Ein Interview mit den drei Gewinner:innen des Kunstpreises zum Aschermittwoch finden Sie hier.

Blick in den Großen Saal im Tagungszentrum Stuttgart-Hohenheim
Dr. Michael Kessler und Rektor Martin R. Handschuh von der Freien Kunstschule Stuttgart, rechts Akademiedirektorin Dr. Verena Wodtke-Werner, dazwischen die Preisträger:innen: Louise Griesinger-Talles, Jona Link, Noah Bartruff (v.l.n.r)
Dr. Michael Kessler bei seinem Vortrag.