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Online-Veranstaltung

Die Macht der Gefühle

Glück, Trauer, Wut, Angst, Ekel, Neid, Mitgefühl, Gier und noch mehr. Wie gehen wir mit unseren Gefühlen um, von denen manche ihre Wurzeln tief in unserer evolutionären Vorgeschichte haben?

Von Heinz-Hermann Peitz

Forscher unterteilen menschliche Emotionen in sechs Kategorien: Glück, Trauer, Wut, Angst, Ekel und Überraschung. Allerdings können sich diese in komplexer Weise überlagern, so dass sich das Spektrum breit ausdifferenziert. Neid und Gier gehören ebenso dazu wie Mitgefühl und Sorge. Manche dieser Emotionen haben Wurzeln in der evolutionären Vorgeschichte der Menschheit, so dass sie Universalien darstellen und sich Möglichkeiten der Kommunikation zwischen Menschen und höheren Tieren ergeben. Andere wieder sind spezifisch menschlich, weil sie einen hochentwickelten Intellekt und Selbstbewusstheit voraussetzen. Seit der Antike war daher insbesondere im Kontext der Ethik die Frage entscheidend, wie man mit ihren destruktiven Seiten umgehen kann, wie man sie beherrschen und in eine konstruktive Richtung lenken kann.

Bei der Tagung “Die Macht der Gefühle – Woher sie kommen und wie sie wirken” am 3.-4. Dezember 2022 wurden die verschiedenen Dimensionen von Gefühlen, ihre biologisch-evolutionäre Grundlage und ihre kulturellen Ausprägungen thematisiert.

Wulf Schiefenhövel zum Beispiel, Professor beim Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz, schilderte, wie Humanethologie, evolutionäre Psychologie und verwandte darwinische Zugänge die stammesgeschichtlich alten Anteile unserer neurobiologischen Ausstattung erforschen. Dabei ergebe sich, so Schiefenhövel, dass Wahrnehmung, Emotion, Kognition und Verhalten ein höheres Maß an kulturübergreifender Universalität aufweisen als es z.B. in kulturrelativistisch akzentuierenden Disziplinen für möglich gehalten wird.

Regine Kather, Professorin für Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, betrachtete das Spektrum menschlicher Gefühle und ihren Einfluss auf die soziale Identität. Wie lenkt man Gefühle in die richtige Richtung, so dass sie die Vernunft nicht behindern, sondern unterstützen?  Oft werden Gefühle als etwas genuin Menschliches angesehen, als Grundlage von Humanität und damit als entscheidender Unterschied auch zu Künstlich-Intelligenten Systemen, die diese nur simulieren. Übersehen wird dabei zweierlei: Zum einen, dass Menschen viele Gefühle schon mit höheren Tieren teilen; zum anderen, dass Gefühle ausgesprochen zwiespältig sind, dass sie einerseits zu Mitgefühl und Sympathie befähigen, andererseits aber auch an den Rand des Abgrunds und der Selbstzerstörung führen können. Nicht umsonst gehört es seit der Antike zu Menschenbildung und Ethik, zu lernen, wie man Gefühle kontrollieren und in die richtige Richtung lenken kann, so dass sie die Vernunft nicht behindern, sondern unterstützen.

Eine ausführliche Dokumentation dieser Online-Tagung finden Sie hier.