| Vorträge und Gespräche
Religiöse Kunst

Die Schönheit der Buchstaben

Arabische Kalligraphie, klassisch und modern, im Dialog der Religionen und Kulturen: Ein Abend mit dem Künstler Shahid Alam.

Von Christian Ströbele

Am 17. April fand in Kooperation mit der Freien Kunstschule Stuttgart ein Vortragsabend zur arabischen Kalligrafie mit dem Künstler Shahid Alam in den Räumen der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Stuttgart-Hohenheim statt.

Alam führte die Besucher sowohl theoretisch in die Geschichte und Hintergründe der arabischen Schrift ein als auch praktisch durch eine Live-Performance seiner Kunst.

Prof. Dr. Michael Eckert stellte den in Pakistan geborenen Shahid Alam vor, der schon als Kind mit der arabischen Kalligrafie in Berührung kam, später in Deutschland studierte und sich hier als freischaffender Künstler niederließ.

Shahid Alam betonte in seinem Vortrag die Bedeutung der künstlerischen Freiheit, die er in Deutschland gefunden hat. Anhand von Zitaten Goethes zeigte er dessen Wertschätzung für die arabische Schrift auf, da in ihr „Wort, Geist und Schrift uranfänglich zusammengekörpert“ seien. Er demonstrierte, wie sich in der arabischen Schrift die einzelnen Buchstaben miteinander verbinden und gemeinsam etwas Ganzes bilden. Dies könne sinnbildlich bezogen werden etwa auf eine Gesellschaftsvorstellung, in der die Gemeinschaft im Vordergrund steht.

Der Künstler erläuterte die Entstehung der arabischen Schrift aus Punkt und Linie. Um die meditative Qualität der Kalligrafie zu zeigen, schrieb er vor den Augen des Publikums einen spirituellen Text des islamischen Mystikers Ibn Arabi, der die Einheit in der Vielfalt der Religionen thematisiert.

Im zweiten Teil präsentierte Alam anhand von Abbildungen einen Querschnitt seines kalligrafischen Werks - von den „99 Namen Gottes“ über Zitate aus religiösen Schriften bis hin zu Gedichten deutscher Dichter, die er in arabischer Schrift gestaltet.

In der Diskussion betonte Alam, dass er einen eigenen Stil entwickelt hat, bei dem ihm die Lesbarkeit des Geschriebenen wichtig ist. An vielen Anschauungsbeispielen wurde sein Anliegen deutlich, mit der Kalligrafie eine Brücke zwischen den Kulturen und Religionen zu schlagen.

1952 in Lahore/Pakistan als neuntes von elf Kindern geboren, kam Shahid Amal bereits als Kind mit der Kalligraphie in Berührung, übte sich bereits während der Schulzeit in dieser Kunst und entwickelte zunehmend einen eigenen Stil. 1973 kam er als Student nach Deutschland und studierte Pädagogik, Kunst, Politikwissenschaften und Europawissenschaften in Dortmund, Bochum und Aachen. 1994 begann er seine selbstständige Tätigkeit als Künstler und Kalligraph. Der Dialog der Religionen und Kulturen wurde zu seinem Hauptthema. Der Ansatz, diesen Dialog durch die Schönheit der arabischen Kalligraphie zu fördern, wurde in annähernd 50 Ausstellungen – vorwiegend in Kirchen Deutschlands – einem breiten Publikum präsentiert.

Buchstabenwolke - als Beispiel für Alams Kunst
Wie sich Schriftzeichen zu einem Schiff formen