| Dr. Konstanze Jüngling | Internationales, Migration, Menschenrechte
Hohenheimer Tage 2021

Quo vadis Migrationsrecht?

Die Pandemie hat viele ungelöste Probleme der Migration – ob schlechte Arbeitsbedingungen bei Saisonkräften oder fehlender Schutz von Flüchtenden – deutlich gemacht.

In Zeiten der Corona-Pandemie ist alles anders – und so müssen auch die Hohenheimer Tage zum Migrationsrecht, die bedeutendste asyl- und ausländerrechtliche Veranstaltung in Deutschland, 2021 erstmalig rein digital stattfinden. Unter dem Thema „Migrationsrecht in Zeiten der Pandemie – quo vadis?“ nimmt die Tagung, die der Fachbereich Migration und Menschenrechte seit 1985 im Tagungszentrum Stuttgart-Hohenheim ausrichtet, die migrationspolitischen und -rechtlichen Entwicklungen, Probleme und Herausforderungen in den Blick, die im Zuge der Corona-Krise neu hinzu gekommen sind, verdeckt oder aber wie unter einem Brennglas verschärft wurden. „Die Corona-Pandemie hat vielen Problemlagen zusätzliche Brisanz verliehen – sei es im Hinblick auf den Zugang zum Asylverfahren, auf Nachzugs- und Aufenthaltsrechte ausländischer Familien oder mit Blick auf die desolaten Bedingungen ausländischer Beschäftigter in der Fleischindustrie oder der Landwirtschaft. Allein schon deshalb war für uns ein Jahr ohne die Hohenheimer Tage unvorstellbar“, sagt die Leiterin des Fachbereichs Migration und Menschenrechte, Dr. Konstanze Jüngling.

Entsprechend wählten die VeranstalterInnen für dieses Jahr ein Format, das an die digitale Gesamtsituation angepasst ist. Anstelle einer dicht gedrängten Wochenendveranstaltung entschieden sie sich dazu, inhaltliche Angebote über einen Zeitraum von zwei Wochen zu strecken. „Digitales Tagen von zu Hause ist sehr intensiv und anstrengend für alle Beteiligten.“, erläutert Jüngling die Neuerungen. „Um den Inhalten den ihnen zustehenden Raum zu geben und einen entspannten und konzentrierten Austausch zu ermöglichen, wird es in diesem Jahr de facto Hohenheimer Wochen statt Hohenheimer Tage zum Migrationsrecht geben.“

So gibt es eine Podiumsdiskussion zum neuen europäischen Asyl- und Migrationspakt – unter anderem mit dem Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, Stephan Mayer (CSU) und Monique Pariat, der Generaldirektorin für Migration und Inneres bei der Europäischen Kommission. Eine Gesprächsrunde zum Thema private Seenotrettung mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschlands, Heinrich Bedford-Strohm, und der Völkerrechtlerin Prof. Dr. Nora Markard von der Universität Münster, ist ein weiteres Highlight der Tagung.

Da der digitale Austausch jedoch die persönliche Begegnung nur schwer ersetzen kann, streben die VeranstalterInnen darüber hinaus an, ein Sommerfest für die „Hohenheimer Gemeinde“ zu organisieren – wissend, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch völlig unklar ist, ob dies die Pandemiesituation dann zulässt. „Die Situation bleibt weiter unsicher. Gleichzeitig wollen wir uns die Hoffnung, die nicht zuletzt auch die Bemühungen um eine humane Migrationspolitik in schwierigen Zeiten wie diesen antreibt, von der Pandemie nicht nehmen lassen“, sagt Jüngling mit Blick in die Zukunft.

(Barbara Thurner-Fromm)

Hohenheimer Tage 2021