| Christian Ströbele | Interreligiöser Dialog
Islamische Mystik

Sufismus – die mystische Form des Islam

Was ist Sufismus? Wo liegen seine Wurzeln? Wie wird er heute gelebt – auch in Deutschland? Wo gibt es religiöse und gesellschaftliche Anknüpfungspunkte?

„Ich kannte bislang den Sufismus mehr als Theorie, und nicht als von wirklichen Menschen gelebte Form“ – so ein Tagungsteilnehmer der Veranstaltung „Sufismus in Deutschland“, die an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart am 7.2.2023 stattfand. Es handelte sich um eine Kooperation der Akademie-Fachbereiche „Muslime in Deutschland“ und „Interreligiöser Dialog“ und der Stiftung Weltethos in Tübingen. Die Tagung schaute dabei einerseits auf die facettenreiche Geschichte der islamischen Mystik, auf deren Institutionen und theologischen Denkformen. Insofern ging es durchaus auch um „Theorie“, um Theologie der Spiritualität und um das Ringen darum, wie die im Sufismus angestrebte unmittelbare Einheit mit Gott denkbar und erfahrbar wird. Gefragt wurde, wie dies zusammengeht mit anderen theologischen Bestimmungen, wie vergleichbar das ist mit christlicher Mystik, und wo Differenzpunkte liegen.

Erdal Toprakyaran, Professor für Islamische Geschichte und Gegenwartskultur in Tübingen, führte in die Thematik „Was ist Sufismus?“ in historischer und systematisch-theologischer Perspektive ein. Saskia Wendel, Professorin für Fundamentaltheologie in Tübingen, diskutierte interreligiöse Gesprächspunkte.

Der Nachmittag stand vor allem im Zeichen der konkreten Lebenswelten des Sufismus in Deutschland: Wie organisiert sich Sufismus, was sind und wie wirken „Sufi-Orden“? Wie bringen sich diese ein in gesellschaftliche Kontexte, wie entfalten sie soziales Engagement? Wie können sie Partner des Anliegens „Gesellschaft gemein gestalten“ sein? So lautet ja der Rahmentitel der Akademie-Projekte rund um islamisches Glaubensleben, seine Verortungen und gesellschaftlichen Anknüpfungen. Die Sufismus-Tagung setzte in diesem Rahmen die Befassung mit kleineren oder minoritären islamischen beziehungsweise islamstämmigen Gruppierungen fort. Zuvor hatten – ebenfalls in Kooperation mit der Stiftung Weltethos – die Aleviten und die Ahmadiyya in Deutschland auf dem Programm gestanden.

Unsere kompakte Folgeveranstaltung am 25. April in Weingarten hat im Austausch mit Prof. Dr. Tobias Specker SJ und mit Feride Funda G.-Gencaslan Grundlagen und gelebte Praxis des Sufismus sowie christliche Gesprächspunkte vorgestellt.