| Mensch und Umwelt
Leuchtturmprojekte der Nachhaltigkeit

Grüner Wasserstoff und grüner Strom

Bei unserer Exkursion haben wir diesmal die Umgebung von Kloster Schöntal an der Jagst erkundet – und in Sachen Nachhaltigkeit überraschende Dinge gelernt. Auch zu Raketenantrieben.

Von Heinz-Hermann Peitz

Das Bildungshaus Kloster Schöntal, im schönen Jagsttal gelegen, war in diesem Jahr der Ausgangspunkt zur Erkundung von Leuchtturmprojekten der Nachhaltigkeit in der näheren Umgebung. Ökonomie und Ökologie in einen guten Einklang zu bringen, hat die Schöntaler bewogen, an EMAS teilzunehmen, dem europopäischen „Gemeinschaftssystem für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung“ (Eco-Management and Audit Scheme). So konnte laut Umwelterklärung von 2021 beispielsweise trotz steigender Gästezahlen der Stromverbrauch reduziert bzw. konstant gehalten werden. Dazu trägt bei, dass die Speisereste zu energiereichem Methangas und Dünger weiterverarbeitet werden und das Biogas in einem Gasmotor als Treibstoff zur Stromerzeugung genutzt wird. Der regionale Einkauf wird groß geschrieben, nicht nur als Qualitätsmerkmal, sondern auch aus Gründen der Nachhaltigkeit. Überregionale Produkte (z. B. Kaffee, Tee) stammen aus fairem Handel. Schöntal: Ein vorbildlicher Startpunkt für unsere Nachhaltigkeits-Exkursion.

Was haben Raketenantriebe mit Nachhaltigkeit zu tun?

Aber wir waren nicht nur dort, sondern auch beim DLR, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, an dessen Standort Lampoldshausen. Was aber hat ein Institut für Raumfahrtantriebe mit Nachhaltigkeit zu tun? Nun, als Europäisches Testzentrum ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) einer der größten Wasserstoffverbraucher der Welt. Für das DLR stellt daher die Energieforschung und -anwendung eine zentrale Beschäftigung mit hohem Nutzwert dar.

Der Wasserstoff wird dabei in großem Maßstab durch Elektrolyse gewonnen, durch Aufspaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff. Der dazu benötigte Strom stammt dabei durch Direktanbindung aus der Windkraft des nahegelegenen Windparks Harthäuser Wald. So entsteht emmissionsfreier, grüner Wasserstoff. Dieser wird gespeichert, indem er auf 350 bar komprimiert wird. In einem mobilen Speicher kann er so – abhängig von der konkreten Anwendung – auch transportiert werden. Er kann dann u.a. in sämtlichen Mobilitätsanwendungen eingesetzt werden – vom Brennstoffzellen-PKW bis zum Personennahverkehr.

Wenn Windräder schlafen gehen – und andere aufwachen

Der Stromlieferant für das DLR ist der bereits genannte Windpark Harthäuser Wald. 18 Windenergieanlagen (WEA) liefern hier eine Gesamtleistung von 54 MW, anschaulich gesprochen: Strom für 37.000 Haushalte. Wer sich für weitere Zahlen interessiert: Einschließlich Rotorblättern bringt es eine WEA auf stattliche 207 Meter, sie überragt das Ulmer Münster um fast 50 Meter.

Im Rahmen unserer Nachhaltigkeits-Exkursion war neben den staunenswerten technischen Details auch der Blick auf soziale und ökologische Aspekte interessant. So waren bereits bei den Planungen Kommunen und Bürger:innen beteiligt mit der Folge einer möglichst menschenfreundlichen Umsetzung. Dazu zählt auch, dass die Bürger:innen und Vereine an den Erträgen aus den WEA beteiligt sind und die Wertschöpfung damit in der Region bleibt. Die Akzeptanz konnte dadurch gesteigert werden, dass es eine Schattenabschaltung gibt, wenn bei einem bestimmten Sonnenstand die rotierenden Schatten auf ein Wohngebiet treffen würden.

Weitere Abschaltungen dienen dem wiederholt angemahnten Tierschutz: Eine „Mahdabschaltung“ dient dem Schutz von Rotmilanen, die beim Mähen nahegelegener Felder auf Beute hoffen und bei ihren Jagdaktivitäten in die Rotoren gelangen könnten. Analog wirkt die „Fledermausabschaltung“ in den vor dem Bau der WEA ermittelten Zeitfenstern, in denen die Flattertiere dieser Region besonders aktiv sind. Damit wird den Einwänden von Tierschützern – zumindest teilweise – entsprochen.

Lesen Sie noch mehr von dieser spannenden Fahrt und freuen Sie sich an den Bildern auf:

www.forum-grenzfragen.de/von-gruenem-wasserstoff-und-gruenem-strom/

Ganz schön grün: Neues wächst auf alten Gemäuern...
Viel Barock, viel Nachhaltigkeit - das Kloster Schöntal als Vorbild.